Förderverein Altershilfe Muldental e.V.
 
   

Förderverein Altershilfe Muldental e.V., An den Birken 1, 04821 Brandis

 
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Ergebnisse der Themenbearbeitung zur besseren Versorgung von Demenzkranken

Von der Altenheimgesellschaft Brandis wurde Anfang des Jahres 2000 der Förderverein zur Unterstützung der Erarbeitung eines Konzeptes zur besseren Pflege und Betreuung von an Demenz erkrankten alten Menschen gebeten. So hat sich der gerade gegründete Verein als ein erstes Projekt des Themas der "Pflege von Altersdemenz betroffener Menschen" angenommen.

gewünschte Unterbrechung

Ziel des Projektes war es, folgende Fragen zu klären:

  • nähere Erläuterung zum Krankheitsbild Demenz als alterspezifische Erkrankung
  • Gesellschaftliche Rahmenbedingungen zur Gewährleistung einer besseren Pflege und Betreuung
  • Sicherstellung der erforderlichen Leistungen

um letztlich mitzuwirken an einer Konzeption mit allen erforderlichen Bedingungen zur eigenen stationären Demenzpflege in der Altenheimgesellschaft Brandis.

Die Mitglieder des Vereins haben sich, nach Sichtung und Auseinandersetzung mit dem wissenschaftlichen Stand, mit der Pflege dementer Heimbewohner auseinandergesetzt. In Zusammenarbeit mit anderen Altenheimen wurden statistische Erhebungen über den besonderen Pflegeaufwand dementer Heimbewohner durchgeführt.

Kurz zusammengefasst wurde festgestellt,

  • dass mit Erhöhung der Lebensjahre der Menschen die Erkrankung an Demenz überproportional zunimmt. Bereits heute gehört die Demenz zu einer am häufigsten auftretenden Volkskrankheit. Jährlich treten ca. 200.000 Neuerkrankungen auf und auf Grund der demographischen Entwicklung wird diese Zahl in den kommenden Jahren rapide ansteigen.
  • Pflegebedürftige Menschen haben ein Recht auf ein Leben in Würde, welches gegenwärtig von der Pflegeversicherung nicht gewährleistet wird.

Die gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherungen gewährleisten in keiner Weise die notwendige, optimale Versorgung der Betroffenen. Die gegenwärtige Unterversorgung erfordert Grundsatzentscheidungen - wirtschaftliche Zwänge beschränken aufwendige Leistungen - demnach sind alle gesundheitspolitischen Entscheidungsträger im Interesse der Millionen Betroffenen zur Abhilfe aufgefordert.

  • Die Menschen mit einer Demenzerkrankung (z.B. vom Typ Alzheimer) brauchen eine umfassende menschliche Betreuung, die aber von der Pflegeversicherung nicht angemessen anerkannt wird. Zur Feststellung des Hilfsbedarfs für die Einstufung in eine Pflegestufe dürfen nicht allein somatische Kriterien berücksichtigt werden, sondern auch solche, die im psycho-sozialen Bereich liegen.
    Den Pflegekassen wurde vom Gesetzgeber die Verpflichtung übertragen, eine ausreichende Pflege sicher zu stellen. Dies ist unseres Erachtens momentan nicht gewährleistet.
"Sammelleidenschaft"
  • Die derzeitigen Abrechnungssysteme und Budgetrestriktionen lassen keine Vernetzung von medizinischer und pflegerischen Betreuung zu. Eine enge Kooperation und Kommunikation zwischen betreuenden Haus- und Fachärzten, Therapeuten, Pflegekräften und Betroffenen ist erforderlich. Ein kombinierter Einsatz von Betreuungsangeboten und medikamentöser Therapie kann das Fortschreiten des Krankheitsbildes verlangsamen und die Lebensqualität der Kranken erhöhen.

Dieses Konzept der Lebensweltorientierung wurde unter aktiver Mitwirkung der Vereinsmitglieder von der Altenheimgesellschaft Brandis mbH erarbeitet und als

"Familienorientierte Wohnbereichspflege"

von der Gesellschaft im Haus 2 ab November 2001 praktiziert.

Die gegebenen Empfehlungen

  • besonderes Raumprogramm / Milieugestaltung
  • Bewohnerstruktur
  • Biographiearbeit
  • ganzheitliche Pflege- und Betreuungsansatz
  • besondere Therapieangebote
  • Qualifizierung der Mitarbeiter

fanden im Konzept und nun in der Praxis ihren Niederschlag.

Die alte Bank lädt zum Verweilen und schwatzen ein

In einem eigenen Wohnbereich mit nur 10 Bewohnern findet die Lebensweltorientierung nach folgenden Schwerpunkten statt:

  • Wohnen mit gezielter Dienstleistung, besonders Hauswirtschaft, Küche/Essen, Grupen- und Einzeltherapie
  • Selbstbestimmung erhalten, Beziehungen bewußt gestalten
  • Selbsthilfe fördern
  • Biographieorientierung
  • diskrete Pflege - Pflegekompetenz
  • Soziale Betreuung
Kräuter sammeln, ordnen und pressen

Nach 6 Monaten Durchführung des neuen Konzeptes können wir feststellen:

  • in relativ kurzer Zeit haben sich die Bewohner zu einer Wohngemeinschaft zusammengefunden
  • wesentliche Verbesserung des Wohlbefindens, durch Zunahme der Persönlichkeit und Entfaltung
  • es besteht ein Mehraufwand von durchschnittlich 42min pro Bewohner und somit für die 30 Bewohner ein Mehrbedarf von 2,63 Arbeitskräften um die individuelle und Gruppenbetreuung als Basis des Erfolges für ein Leben in Würde zu sichern.

Schlußfolgerung für die weitere Arbeit:

  1. Information an die Politik, die Verantwortlichen der Pflege und die Öffentlichkeit mit der Forderung:
    • Die individuelle psychologische Betreuung der pflegebedürftigen Menschen muss endlich stärker im Pflegeversicherungsgesetz berücksichtigt werden, d.h. unter anderem, die psychosozialen Kriterien bei der Eingruppierung gleichwertig und standardmäßig zur Beurteilung der Pflegebedürftigkeit heranzuziehen.
    • Die Pflegeversicherung und das System staatlicher Hilfen müssen entbürokratisiert werden.
    • Die Kosten für medizinische Behandlungspflege müssen auch im stationären Bereich von den Krankenkassen übernommen werden.
  2. Beantragung zum Einsatz von ABM-Kräften zur zusätzlichen sozialen Betreuung
  3. Erarbeitung von konkreten Unterlagen/Zahlenmaterial um gegenüber den Pflegekassen den individuellen Mehraufwand der Demenzpflege und -betreuung durchzusetzen/anzuerkennen, damit somit ein gerechtfertigter Personalschlüssel zur Anwendung kommt.
  4. Erarbeitung eines Ernährungskonzeptes
  5. Information an die Öffentlichkeit, incl. Polizeistation, im Ort Brandis über die "Familienorientierte Wohnbereichspflege", insbesondere für Demenzkranke in der Bergstraße. Dadurch soll ein besseres Verständnis für die Demenzkrankheit mit deren Erscheinungen erreicht werden.

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